Schwarzwald-Macher und Triathletin Im Interview mit Nicole Müller
Dimitri: Hallo Nicole, schön dass wir hier sein dürfen. Wir sind jetzt bei dir zuhause im Trainings- und Behandlungsraum. Aber stell dich doch erst mal vor.
Nicole: Ich heiße Nicole Müller, komme aus Schramberg und betreibe seit meiner Kindheit Triathlon. Im Oktober dieses Jahres werde ich am Ironman auf Hawaii teilnehmen, der als einer der härtesten Ausdauerwettkämpfe der Welt gilt.
Wir sind heute hier in meinem kleinen Raum, wo meine Behandlungsliege steht, auf der unter anderem ich, aber auch Bekannte und Freunde behandelt werden, denn ich bin Physiotherapeutin. Hier steht auch mein Fahrrad auf der Rolle, mit dem ich im Winter oft trainiere. Ich freue mich sehr, dass ihr heute zu Besuch gekommen seid.
Vielen Dank für die Einladung! Wir wollen heute über deinen Weg zum Ironman sprechen. Aber zuerst würde mich interessieren, wie du zum Triathlon gekommen bist und was Triathlon überhaupt ist?
Triathlon besteht aus drei Disziplinen: Zuerst wird geschwommen, dann Rad gefahren und zum Schluss gelaufen. Das ist der grobe Ablauf. Mein Papa macht auch Triathlon, da liegt das natürlich nahe. Ich habe als Kind mit Schwimmen und Turnen angefangen. Ich war schon immer sportlich. Später kam das Laufen dazu und ich war im Laufverein. Mit meinem Papa habe ich immer Radtouren gemacht. So bin ich schließlich zum Triathlon gekommen. Ich habe in der Jugend mit Wettkämpfen angefangen und ich glaube, seit 2008 gab es kein Jahr mehr, in dem ich nicht an einem Triathlon Wettkampf teilgenommen habe.
Du erwähnst deinen Vater oft: Hat er Dich inspiriert?
Klar, er hat mich als kleines Kind zu seinen Wettkämpfen mitgenommen und mich für den Sport begeistert. Seitdem bin ich drangeblieben.
Und jetzt steht schon der große Ironman bevor?
Ja, das ist echt krass. Mein Vater hat 1994 und 1996 auch am Ironman auf Hawaii teilgenommen. Die Bilder zu sehen und seine Geschichten zu hören hat mich immer fasziniert.
Der Ironman ist das Ziel vieler Triathleten. Ich habe immer davon geträumt, aber nie daran gedacht, dass es Wirklichkeit werden könnte, denn viele schaffen es nicht nach Hawaii. Der Ironman in Italien war meine erste Langdistanz und ich hätte nie gedacht, dass ich mich dort direkt für die Ironman-WM auf Hawaii qualifizieren würde. Das ist wirklich eine große Sache für mich!
Der Weg zum Ironman geht auch nicht von heute auf morgen. Was waren deine größten Meilensteine auf dem Weg zum dorthin?
Wie gesagt, ich mache das schon eine ganze Weile. Es gab den Jugendcup, da habe ich an ein paar Wettkämpfen teilgenommen. Meine Spitzenphase war so um 2012, da war ich bei der Deutschen Meisterschaft. Das war aber ein Duathlon, also Radfahren und Laufen.
Ich war auch bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften. Nach der Jugend kommt die Liga, aber dafür braucht man ein Team.
Die Tübinger Mädels haben mich damals sehr gut aufgenommen. Und so steigern sich die Distanzen bei mir. In der Liga ist es die Sprintdistanz (bestehend aus 750 m Schwimmen, 20 km Radfahren und 5 km Laufen), da geht es richtig zur Sache, sage ich mal.
Ich habe mir auch immer wieder Wettkämpfe herausgesucht, die mich gereizt haben und auf die ich Lust hatte. Und so habe ich dann mit meiner ersten olympischen Distanz (doppelte Sprintdistanz) angefangen. Im Jahr 2019 habe ich mir gedacht, komm, ich starte jetzt bei einer Iron-man Veranstaltung und mache eine Mitteldistanz (bestehend aus 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und einem Halbmarathon laufen, also ca. 20 km).
Letztes Jahr habe ich dann meine erste Langdistanz in Italien absolviert – ich bin ein bisschen stolz darauf. Das sind die berühmten 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und der Marathon mit 42,2 km Laufen am Ende. Ich war auch beim Allgäu Triathlon, das ist der älteste Triathlon, den es hier in Deutschland gibt. Das war letztes Jahr einer meiner Vorbereitungswettkämpfe vor der Langdistanz und ich habe dort in meiner Altersklasse gewonnen.
Wow! Ein sehr spannender Weg. Aber es ist ja nicht immer alles so einfach und es gibt immer wieder Hindernisse auf dem Weg, oder?
Natürlich haben wir vorhin die schönen Medaillen und Pokale gesehen und die Erfolge motivieren auch zum Weitermachen, aber nicht jeder Tag ist gleich. Ich habe nicht jeden Tag Lust zu trainieren, es gibt auch schlechte Tage. Aber das bringt der Ausdauersport mit sich.
Ausdauer muss man nicht nur im Wettkampf zeigen, sondern auch im Training. Disziplin ist sehr wichtig.
Ich finde, man lernt da auch viel fürs Leben. Dass es sich lohnt, an einer Sache dranzubleiben und dafür zu kämpfen. Meistens ist man auch überfordert.
Freunde, Familie, Arbeit und Training unter einen Hut zu bekommen ist gar nicht so einfach. Man kommt einfach an den Punkt, wo man sich fragt, ob man das alles überhaupt schafft und dem gerecht wird, was man sich vorgenommen hat.
Da kommt der Druck gar nicht so sehr von außen, sondern eher aus meinem Kopf.
Ich organisiere mein Training auch selbst und da muss man auch mal einen Schritt zurückgehen und aus dem Ganzen rauskommen. Die Bezugspersonen, also mein Papa und mein Freund, helfen mir da sehr.
Seit diesem Jahr bin ich sehr froh, dass ich auch finanzielle Unterstützung von der EGT bekomme. Ein Triathlon ist ziemlich teuer, allein die Startgebühr für Hawaii beträgt 1.500 Euro. Das könnte ich alleine nicht stemmen.
Wie sieht denn dein Training so aus? Wie bereitest du dich auf die Wettkämpfe vor?
Mein Lauf- und Schwimmtrainingsgelände ist nur zehn Minuten von zu Hause entfernt. Da bin ich schon verwöhnt.
Radfahren kann man hier im Schwarzwald sowieso super. Seit letztem Jahr haben mein Freund und ich uns ein großes Auto gekauft, da kann man die Räder schnell hinten drauf packen und Touren durch den Schwarzwald machen. Das funktioniert wirklich gut.
Aber wie genau mein Training im Detail aussieht, seht ihr ja später… Das klingt wirklich gut! Vielen Dank, dass wir hier sein durften, liebe Nicole.
Wir sehen uns das nächste Mal, wenn wir dich bei einem deiner Trainings begleiten. Bis dann!
Sie möchten mehr von Nicole sehen? Dann schauen Sie auf dem EGT YouTube Kanal Time to change vorbei!
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